Bericht zum Treffen der
Entomologischen Gesellschaft Magdeburg (EGM)
am Museum für Naturkunde Magdeburg
Datum : 15.03.2016
Ort : Tammi´s Bauernstübchen, Zerrennerstraße 33, 39110 Magdeburg, Tel.: 731 0116
Thema : Zum Vordringen der Amerikanischen Kiefernzapfenwanze
(Leptoglossus occidentalis Heidemann, 1910) in Sachsen-Anhalt
Referent : Peter Göricke
Teilnehmer : Böttcher, Dr. Steffen
Breitbarth, Holger
Doberitz, Dr. Hans
Elias, Otto
Göricke, Peter
Guth, Maik
Pellmann, Dr. Hans
Preydel, Heiko
Der Berichtsentwurf zur Zusammenkunft vom Februar 2016 wurde den Teilnehmern zugestellt und mit Berücksichtigung mehrerer kleiner Ergänzungswünsche als Endfassung verschickt.
(Leptoglossus occidentalis Heidemann, 1910) in Sachsen-Anhalt
Ausgehend von Erstfeststellungen der ursprünglich nur in Nordamerika verbreiteten auffallenden bis 2 cm großen Wanzenart, 1999 in Europa (Italien), 2006 in Deutschland (Berlin) und 2011 in Sachsen-Anhalt (Halle), wurden insgesamt weitere fast flächendeckende 17 Nachweise von Leptoglossus occidentalis in den Jahren 2014 bis 2016 Sachsen-Anhalt vorgestellt. Dabei wurden insbesondere die Artfeststellungen von Dr. H. Pellmann und H. Preydel aus Magdeburg besprochen und der Vortragende dankte den Vorgenannten für die Bereitstellung von Belegmaterial. Im Besonderen wurden Eigenschaften der Art, wie gutes Flugvermögen, besondere Überwinterungsstrategien, ein breites Nahrungsspektrum von zapfentragenden Koniferen sowie Infrarotfutterortung, zumindest temporär fehlende parasitäre Feinde und spezielle Sexual-, Alarm- und Aggregationspheromone diskutiert, die Leptoglossus occidentalis zu besonderen Expansions- und Migrationsfähigkeiten verhilft. Als besonders besorgniserregend wurde besprochen, dass alle acht in Sachsen-Anhalt festgestellten Wanzen-Neozoen („gebietsfremde Neubürger“) erst vor Kurzem beginnend ab dem Jahr 2003 im Land erstmals aufgefunden wurden und sich diese Spezies in den meisten Fällen schnell und flächendeckend in unserem Bundesland ausgebreitet haben. Zur Problematik erscheint im nächsten Heft der „Entomologischen Mitteilungen Sachsen-Anhalt“ ein weiterführender Beitrag von P. Göricke.
Dr. Steffen Böttcher legte zwei lebende Wanzen, aufgefunden am gleichen Tag, dem 15.3.2016 bei Wieglitz in der Umgebung von Bülstringen vor, die Peter Göricke als Große Graue Gartenwanzen (Rhaphigaster nebulosa Poda, 1761) identifizierte, einer Art die starkem Massenwechsel unterworfen ist und vor ca. 15 Jahren in Sachsen-Anhalt selten festgestellt wurde.
P. Göricke übergab den Interessierten jeweils ein gerade erschienenes Jahresheft 2015 der Zeitschrift „Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt“ und stellte u.a. die darin enthaltenen Beiträge innerhalb der Reihe „Geschützte und gefährdete Pflanzen, Tiere und Landschaften Sachsen-Anhalts“ zur Entstehung und den Lebensraumtypen von Binnendünen sowie den dort lebenden charakteristischen Wanzenarten sowie des Weiteren die Arbeit von Göricke „Die Binnendüne Aken - Untersuchungen zur Fauna der Wanzen (Heteroptera) und Erhaltung ihrer Lebensräume“ vor und verwies dabei speziell auf die dort enthaltenen hervorragenden und teils großformatigen Heteropteren-Abbildungen von Dr. J. Deckert, Dr. W. Rabitsch, G. Strauß und im besonderen Maße von Prof. Dr. Ekkehard Wachmann.
Dr. Hans Pellmann präsentierte nachstehende Auszüge aus drei interessanten Publikationen, die Anlass für rege Diskussionen sorgten:
Dr. Steffen Böttcher berichtete von bemerkenswert frühen und zum Teil häufigen Beobachtungen von Inachis io, Polyploca flavicornis, Alsophila aescularia, Agriopis marginaria, Phigalia pedaria und Lycia hirtaria im Waldecker Forst bei Hermsdorf / Thüringen.
In der April-Zusammenkunft werden wir uns zur zukünftigen Gestaltung / Nutzung der Mitglieder- und Adressenliste verständigen.
Im Mai referiert Holger Breitbarth zum Thema: „Zur Biologie des Gefurchten Dickmaulrüssers (Otiorhynchus sulcatus, Fabricius, 1775)“.
Die nächste planmäßige Zusammenkunft findet am 19. April an gewohnter Stelle statt.
Magdeburg, den 16.03.2016
Otto Elias